Klimawandel in der Imkerei
Steigende Temperaturen und zunehmende Dürreperioden, anhaltende Stürme und schwere Flutkatastrophen verändern Lebensbedingungen von Tieren, Insekten und Pflanzen. Nahrungsketten verändern sich oder brechen komplett zusammen. Der Klimawandel führt dazu, dass Populationen zurückgehen und Tierarten aussterben – mit Folgen für das gesamte Ökosystem.
Doch selten wird dabei die Insektenwelt in den Fokus gerückt.
Für Bienen sind vor allem die Veränderungen im Temperaturverlauf äußerst verheerend. Die stark steigenden Durchschnittstemperaturen der letzten Jahrzehnte führen dazu, dass die Winterbedingungen oft so mild sind, dass die Bienen vorzeitig aus ihrer Winterruhe erwachen. Die Völker müssen früher ausgewintert werden. Winterbienen werden erst im September / Oktober gebildet, dadurch haben sie kürzere oder keine Brutpausen und erhöhten Milbendruck etc.
Klimaerwärmung und Varroa-Befallsentwicklung
-> Zunahme der Brutzyklen bei den Bienen bewirkt stärkere Vermehrung der Milben
-> Schadschwelle für die Bienenvölker wird schneller erreicht
-> Nasse bzw. heiße Witterungsphasen erschweren die Sommerbehandlung
-> Längere Flugaktivitäten im Herbst erhöhen das Re-Invasionsrisiko
-> Typische Restentmilbung bei der Winterbehandlung ist nicht mehr möglich (oder nicht optimal möglich)!
Verkürzte Trachtzeit durch Verschiebung der Blühzeiten
-> Früher dauerte die Obstblüte 6 bis 8 Wochen
-> Heutzutage ist die Obstblüte viel kürzer und dann folgt eine trachtlose Zeit in der die Völker gefüttert werden müssen
-> Blühende Felder von Raps, Sonnenblumen, Phacelia etc. bringen bei Trockenheit kaum Nektar
Vermehrt Melezitosehonig durch Trockenheit
-> Häufig auftretender Melezitosehonig ist eine Spätfolge von Trockenheit der letzten Jahre
-> Bei Trockenheit können Bäume weniger Splintholz bilden, dadurch verändert sich die Zuckerzusammensetzung
-> Die Fichten bauen z.B. bei Trockenstress aus Einfachzuckermolekülen vermehrt den Dreifachzucker = Melezitose
Wetterkapriolen
-> Extremwetterlagen schaden der Honigerzeugung
-> Kälteeinbruch in der Trachtzeit
-> Eingeschränkte Trachtnutzung
-> Futternot oft in der Saison
-> Unwetter – Starkregen mit Hagel
-> abruptes Trachtende in der Saison möglich
-> beschädigte Früchte führen zu Fruchtsafteintrag
Der Imker muß seine Betriebsweisen anpassen
-> Verstärkt Nutzung biotechnischer Maßnahmen wie z.B. Drohenbrutschnitt, Brutpausen, vollständige Brutentnahme, Bannwaben, Käfigen der Königin, Einsatz von Wabentaschen bzw. Duplex-Wabentaschen etc.
-> Einsatz von Hyperthermie
-> Termin der Behandlung ggf. verschieben – nur bei moderaten Befallsdruck möglich
-> Konsequente Diagnose um Re-Invasion zu erkennen und gegenzusteuern
Die Temperaturverändungen, als wichtigster Indikator, lassen den Klimawandel erkennen. Die Erwärmung hat verheerende Auswirkungen für Bienen und Pflanzen. Ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf Honigbienen ist von grundlegender Bedeutung für einen nachhaltigen Bienenschutz. Das frühzeitige Entwickeln von Anpassungsstrategien soll drohende Beeinträchtigungen und Schäden begrenzen. Entsprechend groß muss das Augenmerk auf imkerliche Verfahren zur Varroa-Bekämpfung gelegt werden.
Schorsch Bachmayr
Bienensachverständiger