Amerikanische Faulbrut
Amerikanische Faulbrut hat auch Rosenheim erreicht.
Die sehr ansteckende und deshalb meldepflichtige Seuche „Amerikanische Faulbrut“ ist eine Krankheit, die die Brut der Bienen befällt. Sie wird verursacht durch das Bakterium „Paenibacillus larvae“ und dessen Sporen.
Diese Sporen sind in bis zu 80% aller Honige aus sogenannten „EU- und Nicht-EU Ländern“ enthalten. Für Menschen sind sie ungefährlich, aber für Bienenvölker sind diese Sporen eine tödliche Bedrohung. In diesen „Nicht-EU Ländern“ werden Bienenvölker oft mit Antibiotika gegen Faulbrut behandelt. Die Seuche kann dort das Bienenvolk dann nicht töten, aber Sporen sind dadurch vermehrt vorhanden und landen letztendlich in diesem Honig.
Bei uns ist der Einsatz von Antibiotika in der Imkerei verboten. Aus gutem Grund, denn niemand möchte Antibiotika im Honig haben. Aber auch bei uns kann sich diese Seuche durch dessen Sporen sehr schnell in der Fläche ausbreiten, wenn nicht rechtzeitig Vorsorge getroffen wird.
Die Infektion:
Die Infektion geschieht immer über Sporen, die von (räubernden) Bienen in ihr Volk eingetragen werden. Diese Sporen befinden sich nicht nur in manchen Honigen, sondern auch in bereits erkrankten Völkern und in alten Brut- und Futterwaben. Manch unwissende Imker lassen alte Waben im Freien von Bienen ausschlecken, oder lagern Entdeckelungs-Geschirr zum Ausschlecken für Bienen im Freien oder sonst irgendwie Bienenzugänglich. Diese Imker tragen so zur Verbreitung der Sporen bei.
Flugbienen tragen so mit Sporen kontaminierten Honig in ihre Beute. Diese mikroskopisch kleinen Sporen haben sie dann auch im Haarkleid und so verteilen die Bienen diese hochinfektiösen Sporen weiter im Bienenvolk. Wenn der Eintrag dieser Sporen rechtzeitig festgestellt wird, ist das Problem noch klein und gut beherrschbar. Das Bienenvolk ist noch nicht erkrankt solange diese Sporen noch nicht im Darm einer Bienenlarve landen, die jünger als 36 Stunden ist. Ältere Larven sind nicht mehr so leicht zu infizieren, dazu bräuchte es schon viele tausende oder zehntausende Sporen.
Die Futterkranzprobe, mit negativem Befund:
Die rechtzeitige Feststellung eines Sporeneintrags geschieht am einfachsten durch eine sogenannte Futterkranzprobe. Dabei entnimmt der Imker etwa 2-3 Esslöffel Futter, welches sich über der Brut befindet und sendet diese Probe mit einem Antrag an den Tiergesundheitsdienst. Im Zweifelsfall hilft hier gerne einer der Bienensachverständigen aus den Vereinen. Das alles ist kostenlos. In den meisten Fällen erhält man nach ca. 2 Wochen einen negativen Befund, dh. alles ist in Ordnung.
Die Futterkranzprobe, mit postivem Befund:
Bei einem positiven Befund der Futterkranzprobe sind Sporen gefunden worden. Hier wird der Amtstierarzt, oder ein Bienensachverständiger kommen und den Imker entsprechend beraten und Hilfestellung bei der Sporenbeseitigung geben. Er wird das entsprechende Bienenvolk genauer untersuchen und wenn außer den Sporen kein zusätzlich klinischer Befund festgestellt werden kann, ist das Problem nur ein Problemchen. Die Waben werden entnommen, die Bienen können über ein Kunstschwarmverfahren gerettet werden. Nach frühestens zwei Monaten wird nochmal eine Futterkranzprobe genommen und wenn bei der Sanierung sorgfältig gearbeitet wurde, hat sich das Problem meist erledigt.
Die Klinik:
Wenn aber einige wenige dieser Sporen im Darm jüngster Larven gelangen beginnt die Katastrophe. Die hochansteckenden Sporen keimen zu Bakterien aus. Diese Bakterien selbst sind zwar nicht ansteckend, nur deren Sporen sind ansteckend, aber sie vermehren sich im Darm der Larve explosionsartig und ernähren sich vom Darminhalt. Wenn alles aufgebraucht ist fressen diese Bakterien die Larve komplett auf. Übrig bleibt in der verdeckelten Brutzelle nur die schleimig bräunliche fadenziehende Masse, aus Bakterien, die nun verhungern. Aber bevor sie sterben sporulieren sie, dh. sie produzieren jetzt bis zu 2,5 Milliarden Sporen pro Zelle. Ab jetzt spricht man von „Klinik“, den Zustand, den es unter allen Umständen zu verhindern gilt. Erst wenn Sporen und ein „klinisches“ Krankheitsbild zusammentreffen gilt die Seuche Amerikanische Faulbrut als ausgebrochen. Jetzt erst wird ein Sperrbezirk eingerichtet und alle darin befindlichen Imker-Betriebe werden auf Anordnung der Behörden untersucht. Nichts darf verändert werden, es gibt jetzt sehr strenge seuchenrechtliche Auflagen und wenn die Seuche schon im fortgeschrittenen Stadium ist, müssen die Völker oft gekeult und die Beuten, Rähmchen etc. verbrannt werden. Im klinischen Stadium macht eine Sanierung nur in der ersten Jahreshälfte Sinn und die erkrankten Völker müssen noch stark genug sein.
Die Früherkennung ist entscheidend:
Die Früherkennung ist die einzige Möglichkeit die Katastrophe „Amerikanische Faulbrut“ abzuwenden. Ganz besonders wichtig ist dies in Gebieten, wo bereits Sporen gefunden wurden, oder eine sog. „Klinik“ aufgetreten ist.
Wir hatten im Frühling 2024 in Grafing Sporen der Amerikanischen Faulbrut. Hier konnte der Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut gerade noch verhindert werden. Der betroffene Imker hatte keinen Schaden, nach zwei Monaten war das Problemchen erledigt.
In der Stadt München, in Bad Heilbrunn und in der Stadt Rosenheim ist die Amerikanische Faulbrut ausgebrochen und in 2024 ist es nicht gelungen die Seuche auszumerzen. Hier ist das Problemchen zum Problem angewachsen. Zu versuchen, die Seuche selbst zu bekämpfen ist nicht nur aussichtslos, sondern auch verboten. Sie kann nur durch Zusammenarbeit von Veterinärämter, Imker und Bienensachverständigen erfolgreich bekämpft werden. Entscheidend ist hierbei die Früherkennung.
Screening:
Im Landkreis Rosenheim formiert sich ein Team aus Spezialisten, welches im zeitigen Frühjahr ein Faulbrutscreening durchführen wird. Derzeit ist dieses Team noch in der Vorbereitungsphase. Der Plan ist, mindestens eine Imkerei pro Flächengitter von 10×10 km beproben zu können. Wenn wir hierzu von möglichst vielen Imkern unterstützt werden, die sich dem freiwilligen Screening anschließen, werden wir das Problem im Landkreis Rosenheim schnell gelöst haben.
Karl-Heinz Schäfer
Bienensachverständiger